Ein Beitrag über Chancen, Herausforderungen und Wege der Umsetzung – für Unternehmen, die wirklich etwas bewegen wollen.


Künstliche Intelligenz ist in der öffentlichen Wahrnehmung längst aus dem Forschungslabor in den Alltag gewandert. Besonders im Bereich Marketing und Vertrieb steht sie inzwischen als Versprechen für eine neue Ära der Effizienz, Personalisierung und Automatisierung. Doch je tiefer man in das Thema einsteigt, desto deutlicher wird: Es geht hier nicht um ein weiteres Tool, das man einführt und abhakt. KI ist eine Querschnittstechnologie, die Arbeit, Rollen, Prozesse und Entscheidungslogiken verändert – grundlegend und langfristig.

Während viele Softwareanbieter sich mit KI-Funktionen schmücken und sich neue Berufsbilder formieren, stehen viele Unternehmen vor einem Dilemma: Die Chancen sind real, die Notwendigkeit zur Transformation ist klar – doch wo anfangen, wie steuern, wen einbinden? Und nicht zuletzt: Wie hoch sind Aufwand, Risiko und Investition?

Dieser Beitrag beleuchtet die wichtigsten Fragen rund um die Einführung von KI in Marketing und Vertrieb – und zeigt, wie Unternehmen diese komplexe Veränderung pragmatisch und zukunftsorientiert angehen können.


Die Chancen sind da – und größer, als viele denken

In kaum einem Unternehmensbereich lässt sich der Nutzen von KI so schnell sichtbar machen wie im Marketing und im Vertrieb. Ob bei der personalisierten Ansprache von Kund:innen, der Analyse von Kaufverhalten oder der Optimierung von Preis- und Angebotsstrategien – KI-Systeme können dort ansetzen, wo Menschen mit manueller Auswertung an ihre Grenzen stoßen.

Unternehmen wie die Otto Group nutzen KI bereits, um automatisiert individualisierte Produkttexte zu erstellen. FlixBus setzt auf dynamische Preisgestaltung, die Nachfrage, Wetter und Eventdaten berücksichtigt. Und die Telekom hat mit „Tinka“ einen KI-gestützten Chatbot etabliert, der Millionen Anfragen im Kundenservice übernimmt – mehrsprachig, rund um die Uhr und in immer besserer Qualität.

All das zeigt: KI kann nicht nur Prozesse automatisieren, sondern neue Formen der Wertschöpfung ermöglichen. Doch so vielversprechend diese Beispiele sind – sie sind nicht die Regel. Denn zwischen technologischem Potenzial und echter Umsetzung liegt ein weiter Weg.


Warum viele Unternehmen beim Thema KI zögern – und nicht ganz zu Unrecht

Die Zurückhaltung in vielen Unternehmen ist kein Ausdruck von Ignoranz, sondern von gesunder Skepsis. Die Einführung von KI ist kein Standardprojekt, sondern ein vielschichtiger Transformationsprozess. Führungskräfte müssen zunächst einmal verstehen, was KI für das eigene Geschäftsmodell bedeuten kann. Viele haben keinen technischen Hintergrund – und sind damit auf Erklärungen angewiesen, die oft entweder zu oberflächlich oder zu komplex ausfallen.

Parallel dazu müssen Mitarbeitende abgeholt werden. KI verändert Arbeitsweisen, greift in gewohnte Routinen ein und kann – bei schlechter Kommunikation – als Bedrohung empfunden werden. Gleichzeitig gilt es, eine Strategie zu entwickeln, Ziele zu formulieren, konkrete Anwendungsfälle zu identifizieren und rechtliche Aspekte wie Datenschutz und Haftung zu berücksichtigen. Kurz: Es braucht Technologie, Change, Governance und Kommunikation – alles auf einmal.

Dazu kommt, dass der Markt mit Lösungen überflutet ist. Fast jede Software behauptet, eine eigene „intelligente Komponente“ zu besitzen. Die Folge: Viele Unternehmen laufen Gefahr, sich ungewollt eine Sammlung von KI-Insellösungen einzukaufen, die zwar Einzelfunktionen verbessern, aber keinen übergreifenden Mehrwert erzeugen.


Wie man den Einstieg meistert – ohne sich zu überfordern

Der Schlüssel liegt in einem strukturierten, aber pragmatischen Vorgehen. Unternehmen sollten mit einem klaren Zielbild starten: Wollen wir durch KI Effizienz gewinnen? Neue Angebote entwickeln? Kunden besser verstehen? Oder Prozesse resilienter machen?

Auf dieser Basis kann ein realistischer Einstieg gelingen – idealerweise mit einem kleinen, interdisziplinären Kernteam aus Business, Technik und Personalentwicklung. Dieses Team analysiert, wo das Unternehmen heute steht: Welche Daten liegen vor? Welche Systeme sind bereits KI-fähig? Welche Mitarbeitenden haben das Potenzial, sich in KI-Themen einzuarbeiten? Wo gibt es vielleicht schon ungenutzte Kompetenz?

Erst dann sollten konkrete Use Cases definiert werden – am besten klein, messbar und mit klarer Lernschleife. Statt den gesamten Vertrieb zu automatisieren, reicht oft ein Pilotprojekt zur KI-basierten Priorisierung von Leads. Oder eine automatisierte Textgenerierung für Kampagnen. Der Vorteil: Schnell sichtbare Erfolge, ohne große Risiken. Mit diesen Erfahrungen kann man iterativ weitergehen – und KI dort einführen, wo sie echten Nutzen bringt.


Mitarbeitende mitnehmen – und neue Rollen schaffen

Ein oft unterschätzter Aspekt: KI verändert Rollenprofile. In Marketing und Vertrieb werden viele Aufgaben künftig anders aussehen. Weniger Copy-Paste, mehr Konzeption. Weniger manuelle Datenpflege, mehr Interpretation und Steuerung von KI-Tools. Dafür braucht es keine völlig neuen Menschen – sondern eine gezielte Weiterentwicklung der bestehenden Teams.

Nicht jeder Mitarbeitende muss zum KI-Entwickler werden. Aber viele können lernen, wie man mit KI arbeitet, wie man Prompts sinnvoll formuliert, Ergebnisse validiert und Verantwortung übernimmt. Unternehmen, die das früh erkennen, investieren nicht in Technologie – sie investieren in die Zukunft ihrer Belegschaft.

Dabei helfen einfache Schulungsformate, Peer-Learning, Rollenprofile für „Prompt Owner“ oder „KI-Koordinatoren“ – und vor allem: Raum für Experiment und Neugier. Wer heute Mitarbeitende zu Gestalter:innen macht, wird morgen nicht durch KI ersetzt, sondern durch die, die sie besser nutzen.


Zentrale Unternehmens-KI oder Tool-Wildwuchs?

Eine entscheidende Frage für die nächsten Jahre lautet: Wie organisieren Unternehmen ihre KI-Landschaft? Aktuell setzen viele Tools auf eigene KI-Funktionen – vom CRM bis zur HR-Software. Doch diese Systeme wissen nichts voneinander, pflegen kein gemeinsames Wissen, keine gemeinsame Sprache, keine übergreifenden Regeln.

Die Antwort kann nur sein: Unternehmen brauchen eine eigene, zentrale KI-Strategie – mit einem kuratierten Wissensmodell, klaren Rollen, Datenrichtlinien und Integrationen. Denkbar ist eine modulare Architektur: Einzelne Tools nutzen eigene KI-Funktionen, greifen aber auf einen zentralen „Wissenslayer“ zu. So wird sichergestellt, dass Kundensprache, Produktlogik und rechtliche Rahmenbedingungen übergreifend gelten – egal, welches System sie nutzt.


Pflege, Ethik, Sicherheit – was tun gegen „KI-Degeneration“?

Eine Unternehmens-KI ist kein Selbstläufer. Ohne Wartung, Feedback und Qualitätskontrolle degeneriert sie: Inhalte veralten, Sprache wird beliebig, Fehler schleichen sich ein. Deshalb braucht es Mechanismen zur Qualitätssicherung:

  • Kuratierte Datenquellen
  • Prompt-Management und -Review
  • Feedbacksysteme mit Nutzerbewertung
  • Human-in-the-Loop bei kritischen Anwendungen
  • Regelmäßige Governance-Checks

KI wird nie perfekt sein – aber sie kann kontrolliert, verantwortungsvoll und lernfähig bleiben. Unternehmen, die das ernst nehmen, sichern nicht nur Qualität – sondern auch Vertrauen bei Mitarbeitenden und Kunden.


Und was ist mit dem Fachkräftemangel?

Ein oft gehörter Einwand lautet: „Wir würden ja – aber wir finden keine KI-Expert:innen.“ Das ist verständlich, aber oft ein Denkfehler. Denn nicht jede Rolle braucht ein Doktorat in Data Science. Vieles lässt sich intern aufbauen – mit motivierten Menschen, gezieltem Training und praxisnahen Formaten.

Statt auf den idealen externen Profi zu hoffen, können Unternehmen eigene Mitarbeitende zu KI-Anwendungsmanagern, Prompt-Spezialisten oder Daten-Kuratoren weiterentwickeln. Temporäre externe Begleitung kann punktuell helfen – wichtig ist nur: Wissen muss intern bleiben und sich entfalten können.


KI ist kein Projekt – sondern ein Weg

Künstliche Intelligenz wird Marketing und Vertrieb fundamental verändern. Die Frage ist nicht mehr, ob man sich damit beschäftigt – sondern wie. Der Wandel ist komplex, ja. Aber er ist machbar, wenn man ihn Schritt für Schritt geht, Menschen mitnimmt, Kompetenzen aufbaut und sich auf das Wesentliche konzentriert: Wert für Kunden schaffen und Mitarbeitende befähigen.

Wer dabei mutig, aber strukturiert vorgeht, wird nicht nur wettbewerbsfähiger – sondern auch resilienter, innovativer und attraktiver als Arbeitgeber.


Sie wollen mehr wissen oder die Reise konkret starten? Ich unterstütze Sie gerne bei Planung, Use-Case-Auswahl, Teamaufbau und Kommunikation. Schreiben Sie mir – und lassen Sie uns gemeinsam Zukunft gestalten.




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